Skype, „Everybodys‘ VoIP Darling Made in EU“, erfährt ab Mai das selbe Schicksal, wie wir es seit Jahrzehnten von unseren Redmonder IT-Freunden kennen: die Software wird stillgelegt.
Zwar wird man in einer Übergangsphase die eigenen Konversationen und Daten entweder zum hauseigenen MS Teams mitnehmen oder für sich selbst exportieren können, doch im Kern war es das komplett für den Ottonormaluser.
Was eine Schande!
Und aus meiner Sicht auch: was ein Versagen der EU hier!
2011 hätte man hier regulatorisch aktiv werden müssen, um die Applikation von M$ fernzuhalten. Nicht nur, weil damit europäisches Knowhow und Arbeitsplätze verloren gehen (2011 waren 44% noch in Tallin und Tartu, Estland, beschäftigt), sondern auch, weil 2011 längst klar war, was M$ immer macht: embrace, extrend, extinguish (EEE). Hierfür gibt es sogar bereits seit langem einen eigenen Eintrag in der weltbekannten Online-Enzyklopädie. Und kann man gerade auch wieder sehr gut beobachten bei allem, was mit Videospiel-Entwickler-Studios seit 2020 im Zuge der Pandemiekrise zu tun hat.
Eine Pandemie wäre genau der Katalysator gewesen, dass Skype durchstarten kann. Mir war nie klar, was der Hype um Zoom & Co. genau sollte, die nötigen Anwendungen, um eine Pandemie wie auch immer gearteten Ausmaßes zu überstehen, waren längst hier. Eine Lösung, wie Skype hier, sogar aus Europa, unserer Heimat.
Tja. Was soll man hier noch sagen? Eben.
R.I.P. Skype! Deine Zeit war abgelaufen lange, bevor der konkreteste aller Anwendungsfälle Realität wurde. Totaler Nonsense. Und was eine Verschwendung wertvoller Ressourcen hier. Unglaublich.
Skype war mal echt cool. Doch das ist jetzt schon eine Weile her.
Seit Ende 2011 gehört Skype zu Microsoft. Mit 8,5 Milliarden US-Dollar war das die teuerste Übernahme der Firmengeschichte. Der Deal wurde im Oktober letzten Jahres abgeschlossen, Skype ist nun eine 100%ige M$-Tochter.
Diese Hure.
Es war klar, dass nun alles schiefgehen muss. Doch auch in der Vergangenheit war nicht alles rosig mit Skype, dazu später mehr.
Jedenfalls, Microsoft hat ein Patent zum Ausspionieren von Skype angemeldet (Link). Hallo Big Brother und Auf Nimmerwiedersehen, Privatsphäre!
Dabei war Skype überhaupt zu keiner Zeit abhörsicher.
In Österreich werden die Gespräche bereits seit 2008 von der Polizei mitgeschnitten. Rein aus den AGBs geht eine Erlaubnis dafür jedoch nicht hervor, Skype räumt sich selbst das Recht ein.
Seit 2010 sind auch Fälle bekannt, wo Skype-Protokolle vor Gericht verwendet wurden. Skype ist seitdem genau so unsicher wie das normale Telefon.
Im Oktober 2010 wurde ferner bekannt, dass der Zoll noch vor dem Verschlüsseln von Gesprächen die Daten auf einen eigenen Server umleiten kann. Eine Fake-Signatur umgeht zudem die „erhöhte Sicherheit“ in 64Bit-Windows-Systemen.
Und wenn das alles nicht reicht: Dann bringt man eben wieder das Kinderficker-Argument (zieht immer) und versichert, man müsse uns ja irgendwie beschützen und das geht nur mit diesem M$-Patent. Of course.
Dann sind da noch viele kleine kritische Details.
Manche beziehen sich auf offene Standards (Skype unterstützt SIP und H.323 nicht), andere auf Open-Source-Lizenzen (Verletzung der GPL) oder die Einschränkung auf Intel-Hardware (ein dummer Marketing-Trick).
Am 10. September wurde die Marke von 43 Millionen gleichzeitiger Skype-Nutzer erreicht [via]. Das sind ca. 22 Millionen potenziell abhörbare Gespräche. Na dann: Viel Spaß noch!