Von Zeit zu Zeit befasse ich mich mit diversen PC-Hobbyprojekten. „FreeBSD“ wollte ich eigentlich schon seit Version 10.0 mir mal anschauen (2014…), kam aber zeitlich überhaupt nicht dazu.
Da ich noch einen alten, aber damals ziemlich leistungsfähigen Desktop-PC im Keller stehen hatte, musste dort die zweite, uralte Festplatte endlich mal bespielt werden. Mein Erfolg sollte damit besiegelt sein, ein lauffähiges, eventuell gar WLAN-internetfähiges „FreeBSD 12.0“ am Rennen zu haben. Mit diesem Beitrag kann ich sagen: a) ich hatte Erfolg und b) ich wollte festhalten, was für Schwierigkeiten ich hatte und einen ersten Einstieg geben.
(Oben: Läuft! „FreeBSD“ 12.0 beim ersten Gruß)
Da das eine alte i386-Kiste ist musste ich mir natürlich erstmal die ISO besorgen. Die passt auf eine CD und ist frei hier herunterladbar: https://download.freebsd.org/ftp/releases/i386/i386/ISO-IMAGES/12.0/.
Das Brennen mit k3b war erfolgreich, also kopfüber hinein in die kryptischen Installations-Routinen!
Hier sieht man mal wieder, wie verwöhnt man ist: alleine war es nicht zu packen. Windows wird meist mit den Maschinen mitgeliefert, hier braucht man sich kaum noch um Installer zu kümmern. Wenn man wie ich seit 2005 Linux-Installer gewohnt ist, hat man zwar die Entwicklung hier permanent mitbekommen und kann bestimmte Vorgänge im Schlaf. Doch „FreeBSD“ ist schon sehr eigen hier. Zum Glück gibt es ja das große „G“ und da fand ich einen Beitrag, der zur Installation kaum noch Wünsche offen ließ:
https://rauchland.com/articles/installing-freebsd/.
Sehr zu empfehlen und sehr netter Autor/Artikel!
Dadurch fand ich heraus, dass man als Hostname keinen Namen im eigentlichen Sinne, sondern eine Domain angibt. Meine Maschine heißt nun freebsd.aethyx.eu
.
Das zweite Problem war wie immer: das Netzwerk. An dem Desktop-PC hängt aber eine Atheros-PCI-WLAN-Karte, die von Linux und BSD-Derivaten erkannt werden sollte. Nach drei Versuchen war das dann auch der Fall. Hier bin hier immer etwas egomanisch unterwegs und muss das schon mit dem Installer hinkriegen. So habe ich hinterher weniger Stress, auch bei den ersten Updates. 🙂
Drittes Problem war die „Reg-Domain“ als Code. Hier muss man aus Europa stammend ETSI nehmen und das Land auswählen.
Probleme mit der Formatierung der zweiten HDD gab es bei mir keine: wie erwähnt war die ja uralt und nur 30GB groß, konnte direkt platt gemacht werden. Etwas gestutzt habe ich beim Dateisystem, hier habe ich einfach das Vorausgewählte genommen, was irgendwie MSDOS-Bezug hatte. War dann zufällig hinterher richtig.
Gewöhnungsbedürftig war die Einrichtung meines Users. Aber auch hier half der Artikel von rauchland.com über alle kleinen Schwierigkeiten hinweg.
Ich dachte das war es dann und mache einen Reboot und schaue mal rein. Denkste!
grub2 von einem installierten Debian 9 auf der ersten HDD zeigt keinerlei neue Einträge. Scheinbar überschrieb „FreeBSD“ aber auch nichts, was irgwendwie gut war: so konnte ich das bestehende Linux nutzen, „FreeBSD“ mit dem PC „bekanntzumachen“.
Tatsächlich hat dieser Vorgang, „FreeBSD“ als Eintrag in grub2 zu bekommen und dass es auch startet, die meiste Zeit gekostet. Eine Standardlösung gab es hier nämlich nicht.
Die Lösung war im Verzeichnis /etc/grub.d/
eine Datei namens 40_custom
auszufüllen. Ich kann mich jetzt nicht mehr zu 100% erinnern, doch in meinem Fall sah der lauffähige Code wohl aus:
menuentry "FreeBSD 12.0" {
set root= '(hd1,1)'
chainloader (hd1,1)+1
}
Hier half nur Try & Error weiter. Mit /dev/sdX
und dergleichen ließ sich mein „FreeBSD“ nicht ansprechen. Ich hatte auch erst hd1,0
da drin und nichts lief. Weiß nicht mehr, wie viele Versuche ich gebraucht habe, aber waren mehr als drei. 😉
Cool. Also irgendwann lief das Betriebssystem dann. Macht coole Sounds, wenn man auf der Tastatur (zu viel) klimpert! 😀
Und, was ich auch nicht wusste: kein DE (Desktop Environment). War ja aber auch gar nicht mein Ziel. Es sollte laufen, ich sollte mich einloggen können und erste Updates fahren.
Wenn man das erste Mal eingeloggt ist muss man wissen, es gibt erstmal kein sudo
. Also root
-Ebene mit su
und Updates eingespielt:
freebsd-update fetch
freebsd-update install
Das System sollte nun auf dem neuesten Stand sein.
Ähnlich wie der Artikel von rauchland für die Installation gibt es auch hier einen Artikel, den ich sehr empfehlen kann: https://tecmint.com/things-to-do-after-installing-freebsd/.
Hier kann man sich recht komfortabel entlang hangeln, was zu tun ist; eye candy ist ja nicht. Macht aber Spaß, und man hat schnelle Erfolge.
Genutzt habe ich hier, neben dem Update: die Installation einer bash
; Installation meines favorisierten Texteditors nano
; Installation und Konfiguration von sudo
natürlich; alles andere konnte ich zumindest temporär liegen lassen. So wie ich das quer las sind hier viele Netzwerkgeschichten mit dabei, die mich als Coder jetzt erst einmal nicht interessieren.
Wer möchte, ich habe 9 Fotos während der Installation erstellt, und kann sich die in unserem eigenen Cloud-System von AETHYX MEDIAE gerne als Galerie ansehen:
https://cloud.aethyx.eu/index.php/apps/gallery/s/tdjdwt7PmTBZNNz.
Mein Lieblingsfoto seht ihr bereits oben als Teaser dieses Artikels. 🙂 Sind aber alle irgendwie sehr geil!
Ich bin am Wochenende bei der Installation von xorg
geistig ausgestiegen. Die Wahl einer DE fällt mir nicht leicht, zumal „mein KDE“ wohl nicht mehr erhältlich sein soll, wie ich las? Jedenfalls, wer hier weitermachen möchte und z.B. Gnome oder LXDE aufspielen möchte, natürlich gibt es auch hierfür einen Artikel im Web: https://2daygeek.com/install-xfce-mate-kde-gnome-cinnamon-desktop-environment-on-freebsd/. Have fun!
Bei den Projekten, die ich so starte, ist anfangs nie wirklich klar, in welche Richtung sie sich entwickeln werden. Meist lasse ich mich dabei treiben und probiere verschiedene Dinge aus. Mit Entwickler-Background ist „FreeBSD“ natürlich erstmal interessant hinsichtlich Coding-Phänomenen, die nur hier möglich sein sollen; das fängt schon beim Aufbau des Betriebssystems an. Meist stürze ich mich damit zuerst wo rein. Ob sich das jetzt groß unterscheiden wird von Linux, da beide Systeme ja auf einer i386-CPU-Architektur laufen, bleibt abzuwarten.
Dann ist „FreeBSD“ natürlich die perfekte Grundlage um mal gutes altes UNIX zu lernen. Schließlich haben wir diese offene Möglichkeit auch erst seit 1993.
Und schließlich ist „FreeBSD“ auch die Grundlage für Apples Darwin und diverse Nintendo– und PlayStation-Spielekonsolen. Vielleicht treibt es mich auch dorthin, bevor ich nicht doch einen Server einrichte.
Ehrlich gesagt: kein. Plan.
Spaß gemacht hat es trotzdem! Und: läuft!
Mit seinen erst 30 Jahren ist das WorldWideWeb eine immer noch recht junge, technisch hochentwickelte, revolutionäre Erfindung. In dieser relativ kurzen Zeit haben wir einer spezifischen Bewegung sehr viele reale, kryptographische Errungenschaften zu verdanken: Cypherpunks.
Das WWW war die Plattform, mit der sicherheitsrelevante Gedankengänge und Ideen, die nur einer kleinen Schar elitärer Zirkel zur Verfügung standen, für jeden Nutzer des Web verfügbar sein konnten und sollten.
Ein Abriss.
Es startete mit der asymmetrischen Verschlüsselung von EMails bereits in den 70ern und 80ern des 20. Jahrhunderts. Heute kennt jeder Emailnutzer PGP/OpenGPG und viele Entwickler und Visionäre sind sogar mit eigenen Algorithmen hier verewigt (Beispiel Diffie-Hellman-Schlüsselaustausch-Protokoll, RSA (Rivest-Shamir-Adleman), etc.). Meine eigenen Experimente hier gehen zurück bis ins Jahr 2005 (Beispiel webmaster@net-designz.de und Kennung E01AED3DEEACF9C3) und wurden leider nur sporadisch zum Einsatz gebracht aufgrund legendärer Kommentare meiner Emailpartner wie „zu komplizierte Einrichtung“ oder „privaten Schlüssel verloren“.
1990 gründet sich die Electronic Frontier Foundation (EFF) zur Stärkung und Durchsetzung von „Internet-Bürgerrechten“.
Mit SSH 1.x entstand an der Universität Helsinki Mitte der 90er durch Tatu Ylönen gar ein Standard um den kompletten Netzwerkverkehr zu verschlüsseln. Heute wählt sich jeder z.B. von seinem PC oder Laptop per SSH auf einem scheckkartengroßen Linux-PC, dem „Raspberry Pi“, standardmäßig über die Konsole zur Administration ein.
Zur selben Zeit hatte die legendäre Cypherpunks-Mailing-Liste ca. 700 Abonnenten und wuchs bis Ende 1997 auf ca. 2000. Über diese Liste tauschten sich Aktivisten, Hacker und Interessierte wie John Gilmore und Julian Assange zu Themen wie „privatsphäre-erweiternde Technologien“ und Kryptographie aus.
In den 90ern entsteht ebenso das „Cypherpunk-Manifest“ (A Cypherpunk’s Manifesto). Essentielle Ideen lauten so:
„Privacy is necessary for an open society in the electronic age. … We cannot expect governments, corporations, or other large, faceless organizations to grant us privacy … We must defend our own privacy if we expect to have any. … Cypherpunks write code. We know that someone has to write software to defend privacy, and … we’re going to write it.“ [via]
Der Mainstream greift das Thema im selben Jahrzehnt u.a. durch das „Wired“-Magazin auf.
Der Kampfbegriff „crypto wars“ folgt kurz darauf. Vor allem die US-Regierung versucht mit alliierten Verbündeten in jenem Jahrzehnt die Öffentlichkeit und nicht zur Allianz zugehörige Regierungen davon abzuhalten, elektronische Kryptografie-Technologie zu benutzen, oft mit der Drohung eigener Geheimdienste.
Kryptographie-fähiger Programmiercode fiel bis ins Jahr 2000 gar in die Kategorie einer Waffe und der Export war bis in diese Zeit durch US-Recht verboten.
Bram Cohen entwickelt und veröffentlicht 2001 BitTorrent, ein Datenübertragungsprotokoll auf P2P-Basis für Daten und elektronische Dateien.
2002 entsteht das TOR-Netzwerk, eine OpenSource-Software zur anonymen Kommunikation. Über unzählige Relays entsteht ein komplett neues Netzwerk, das „Dark Web“, mit eigenen TOR-Browsern, Marktplätzen, Wikis, Chat-Systemen.
2006 gründet sich in Island WikiLeaks, eine Enthüllungsplattform des australischen Internetaktivisten Julian Assange. WikiLeaks unterhält nach eigenen Angaben bis 2016 zehn Millionen Dokumente über News-Leaks, Whistleblower- und geheimgehaltene Regierungsinformationen. Motto: „WikiLeaks bringt wichtige Informationen an die Öffentlichkeit. Wir stellen eine sichere, innovative und anonyme Möglichkeit unseren Quellen zur Verfügung Informationen an unsere Journalisten weiterzugeben“. Publikationen geschehen oft roh und komplett unzensiert. Eine Übersicht über acht spektakuläre Leaks, allein bis 2010, findet sich z.B. hier.
2008 wird „Bitcoin“ der Öffentlichkeit durch ein Whitepaper vorgestellt, eine dezentrale Kryptowährung, die staatlichen Konkurrenz machen soll und die bereits in der Betaversion wirklich funktioniert. Bis heute kann jeder Interessierte an der Weiterentwicklung des Quellcodes mitmachen und die Blockchain mitprägen.
2014 bringt der ehemalige NSA-Systemadministrator Edward Snowden durch die unerlaubte Veröffentlichung von internen Dokumenten globale Überwachungsprogramme der NSA ans Licht der Öffentlichkeit. Der zuerst nach Hongkong geflüchtete und mittlerweile in Russland durch das Asylrecht beschützte Computerexperte konnte auf populäre und weltbekannte Nachrichtenmedien wie „The Guardian“, „Washington Post“, „DER SPIEGEL“ und „The New York Times“ für die Veröffentlichungen zählen.
„The Guardian“ war gestern, 11. April 2019, einem sehr düsteren Tag für Cypherpunks und Internetaktivisten wie frei arbeitenden Journalisten weltweit gleichermaßen, auch die erste Quelle, die mir ins Bewusstsein brachte, dass wir uns derzeit in keiner guten, optimistischen und sicheren Zeit der Menschheitsgeschichte befinden:
Hierbei handelt es sich um den Live-Feed von der Verhaftung des Internetaktivisten und WikiLeaks-Gründers Julian Assange.
Auch deutschsprachige Medien wie SPIEGEL ONLINE und heise.de berichteten kurz darauf ebenfalls davon.
Vermutet wird eine geplante und koordinierte Aktion Ecuadors unter Druck der USA und Großbritannien. Dafür spräche auch die krude Aberkennung des Asylstatus, den Julian Assange erst Ende letzten Jahres von der linksgerichteten Vorgängerregierung Lenin Morenos erhalten hatte und die „Einladung“ der britischen Polizei durch den ecuadorianischen Botschafter.
Wie auch immer dieser Fall jetzt ausgehen mag, die Aktion bedeutet nichts Gutes.
Für die Demokratie nicht, und die Freiheit leider auch nicht.
Darüberhinaus waren die Bilder, die gestern publiziert wurden durch ein Video und der aktuelle Zustand Assanges eines Menschen unwürdig. Es ist nicht klar, was dort die letzten Monate vorgefallen sein muss. Ebenfalls unklar ist, was sieben Jahre geschlossene Räume aus einem Internetaktivisten auf englischem Botschaftsterritorium anrichten können.
Stattdessen fragten manche lieber, welches Buch Assange dort in der Hand beim „Abtransport“ hält oder was nun aus der „Embassy Cat“ würde. Geht’s noch!? Wie immer nichts Neues im traurigen Westen.
Die Ironie der Geschichte will es am Ende sogar so, dass das Bilder eines russischen Übertragungsteams waren.
Auch die besten Worte, fand ich, publizierte das russische Außenministerium durch Maria Zakharova bereits um 11:14 Londoner Zeit mit seiner Kritik:
„Die Hand der „Demokratie“ zerdrückt die Kehle der Freiheit.“
Julian, mit diesem Text möchte ich und gizmeo.eu dir danken für wundervolle Jahre der Inspiration, des Mutes, der Intelligenz, und viele, oftmals auch sehr komplizierte Anregungen zu Themen wie Kryptographie, Onlinejournalismus und Webpublishing! Der gestrige Tag hätte nie passieren dürfen. Die Idee von WikiLeaks wird weiterleben. Und Cypherpunk erst recht. Wir. Sind die Zukunft.
„They know we know who they are. They will fall.“ – El-P, ehemals „Company Flow“
Starten wir den Monat April doch zur Abwechslung bei dem ganzen Trouble da draußen mal mit etwas Positivem! Einem zuckersüßen Webcomic!
„Die Teedrachengesellschaft“ ist ein Webcomic auf WordPress-Basis von Katie O’Neill.
In aufwendig gestalteten 46 Kapiteln, meist über mehrere Blogseiten, folgt man Greta, der Auszubildenden eines Waffenschmieds, wie sie zu einem neuen Freundeskreis stößt, der sich der Kunst der Erziehung von Teedrachen widmet.
Der folgende Link startet direkt bei Kapitel 1:
https://teadragonsociety.com/comic/chapter-1/. [via]
Der Webcomic ist nach 2,5 Jahren zu einem schönen Ende gekommen.
Farbenfroh, nett, liebenswert, warmherzig; dazu Tee und Drachen! Was will das Webcomic-Herz mehr!?
Weiterleitungen von Webcomics haben bei mir lange Tradition: ich habe früher viele regelmäßige Beiträge dazu beim cipha.net gemacht. Ob und welche heute noch funktionieren würde mich brennend interessieren, doch zum einen sind diese Beiträge nur noch als Ebooks erhältlich, was gut ist. Zum anderen ist es mir beruflich auch gar nicht mehr möglich leider, danach großartig zu recherchieren. Dürften ja nicht weniger geworden sein heutzutage. Mit etwas Wehmut blicke ich daher auf diesen Beitrag und fast zwei Dekaden persönlicher WWW-Historie. Zeiten ändern sich. Es wird kälter, wenn du alterst. Schätze ich.