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unsichere deutsche online-medienlandschaft

Am 8. Februar machte Google bekannt, dass ab Juli 2018 mit Release des Webbrowsers Chrome 68 _alle_ Webseiten, die dann noch mit unsicherem http laufen, in der Adresszeile als „Nicht sicher“ markiert werden. Satte vier(!) Jahre(!) nach den Enthüllungen eines gewissen noblen Herrn Edward Snowden. Diese markante und sehr sichtbare Änderung wird dann global 50-60% der Browsernutzer betreffen.

Meiner Meinung nach kommt das viel zu spät.

Dass auch im deutschsprachigen Digitalien 2018 tatsächlich noch „Neuland“ herrscht, kann man leicht herausfinden, wenn man die Massenmedien hierzulande, die mit einem Internetauftritt vertreten sind, daraufhin untersucht, ob die wenigstens aus 2014 ihre Lehren gezogen haben und ihre Webseiten mit Nachrichten, die von Millionen Menschen täglich online konsumiert und gesharet werden, abgesichert haben.

Dazu nimmt man „einfach“ die Massenmedien zur Hand, die news.google.de täglich aggregiert. Danach entsteht eine Liste, die man in zwei Welten aufteilen kann, „gut“ und „böse“ bzw. „sicher“ und „unsicher“.

Da Google hier so gut wie keine Alternativmedien listet (z.B. Blogs) und sich die Medienquellen täglich wiederholen, ebenso die „Nachrichten“ dort, bekommt man zusätzlich und noch völlig kostenlos eine formidable Übersicht, was das völlig verkalkt veraltete Deutschland unter seinem „journalistischen Wertekanon“ versteht.

Als auch im Jahr 2018 noch unsicher, also komplett ohne https, gelten folgende Onlinemedien:

FAZ.net
SPIEGEL.de
Sueddeutsche.de
zeit.de
t-online.de
handelsblatt.com
kicker.de
taz.de
Euronews
Deutsche Welle
Tagesspiegel
Abendzeitung München
chip.de
GameStar
Ausgburger Allgemeine
manager magazin
RP Online
Wirtschaftswoche

Als sicher gelten hingegen:

tagesschau.de
Telepolis
DIE WELT
bild.de
Focus Online
Merkur.de
Berliner Kurier
Gala
BUNTE
Russia Today
STERN
Bayerischer Rundfunk
Deutschlandfunk
Hamburger Morgenpost
N-TV
auto motor und sport
netzwelt.de
Golem.de
Kölnische Rundschau
Stuttgarter Nachrichten
Yahoo Nachrichten
Reuters Deutschland

Diese Liste kann und soll keinerlei Ansprüche auf Vollständigkeit erheben. Dennoch denke ich, so zum Großteil sehen wir hier diesen „Wertekanon“ ganz gut.

Fazit: die deutsche Onlinemedienlandschaft ist sicherheitstechnisch tief gespalten, 18:22. Warum man hier nicht aufgeholt hat, das hätte nämlich allerspätestens Mitte 2014 Not getan, lässt sich für mich nicht nachvollziehen.

Ihr müsst euch das so vorstellen: in der Praxis können _alle_ Nachrichten, Bilder, Links, etc., die ihr von den 18 Übeltätern abruft, 100% gefälscht sein. Just in dem Moment, in dem ihr sie betrachtet! Ich will nicht sagen, dass es einfach ist, hackingtechnisch, doch ich erwähne hier nur kurz mal das Stichwort JavaScript-Injection. Im Jahr 2018 kann man diesen, mindestens 18, einfach immer noch nicht trauen. Und DAS ist schon eine Feststellung.

Mich persönlich ärgert so etwas. Gut, ich bin voreingenommen, stamme beruflich und privat aus dem Webumfeld seit 1999/2000. Aber die da oben erreichen täglich Millonen Menschen. Nicht ein paar Dutzend, so wie ich hier. Das ist eine ganz andere Liga der Verantwortung. Es erklärt sich eigentlich von selbst, dass man im Dienst der LeserInnen steht ab einer bestimmten Besucherzahl, ich würde sogar sagen dreistellig täglich. In einer halbwegs vernünftigen Welt, müsste ich nichtiger Cyberpunk das in keinem Artikel erwähnen müssen.

Und es gibt noch etwas, dass mich ärgert: ich habe die Liste viel zu spät angefertigt. Wer weiß, wie das 2014, 2010 oder 2004 aussah. Das zu recherchieren wäre es auch mal wert, das Internet Archive sollte hier eigentlich helfen können.

Selbst mein Indie-Verlag AETHYX MEDIAE nutzt https seit Anfang 2017. Für alle Onlinemedien. Wo fließt denn das ganze viele Geld hin, das die Arschmaden da oben mit euch und Werbung verdienen!?

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