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internet-steinzeit: powered by telekom II

Perfekt: Aktenzeichen 26 O 211/13. Darin steht:

„Die Deutsche Telekom darf nach einer Entscheidung des Kölner Landgerichts die Surfgeschwindigkeit bei Pauschaltarifen nicht einschränken. Eine entsprechende Vertragsklausel erklärte das Kölner Landgericht am Mittwoch für unzulässig. Das Urteil betreffe sowohl die ursprünglich angekündigte Drosselung auf 384 Kilobit als auch diejenige auf zwei Megabit pro Sekunde.“ [via]

Danke Köln! Wir von der New-Media-Front dürfen weiterarbeiten. Die alten Säcke wieder mit ihren „Plänen“ für unsere Zukunft. Kommt, geht sterben! Taugt eh nix.

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prism: powered by verint

Neben Narus (siehe Artikel) gibt es noch ein zweites großes Unternehmen, das sich primär auf Massen-Überwachungstechnik spezialisiert hat: Verint.

Über das Hauptprogramm mit dem Namen VANTAGE wird auf der Wikipedia-Seite kein einziges Wort verloren. VANTAGE ermöglicht das „Abhören, Filtern und Analysieren von Kommunikation im Internet, Email, über VoIP, Handy und Satellit“, steht auf der Produktpräsentationsseite im Internet. Es soll helfen „unbekannte Bedrohungen auszumachen“, dabei soll es unerheblich sein, „wie oder womit kommuniziert wird“. Es wurde entworfen, um „Geheimdiensten, Sicherheitsdiensten von Regierungen und anderen Behörden“ zur Verfügung zu stehen.

Im Kern sieht es dann so aus, dass VANTAGE gerne und oft in autoritären Staaten zum Einsatz kommt (aber nicht nur). Systeme von Verint wurden offiziell in China verifiziert und kommen auch in Vietnam zum Einsatz, wo schon seit Jahren z.B. Blogger in Gefängnisse wandern, die sich im Internet in Demokratieforen treffen und unterhalten (Quelle: „The Shadow Factory: The NSA from 9/11 to the Eavesdropping on America“, James Bramford, 2009). Ähnliche Szenarien gibt es in Ägypten, Saudi-Arabien oder Libyen.

Ein weiteres supertolles Produkt aus dem zwielichtigen Geschäftsportfolio trägt den Titel RELIANT: Im Prinzip das gleiche wie VANTAGE, nur wird hier oberflächlich mehr auf das bestehende Recht geachtet. Da man vorgibt, hier kompatibel mit CALEA zu sein, ergeben sich komplett neue Probleme. Das wird deutlich, wenn man sich die weiterführenden Links unten bei Wikipedia ansieht:

Carnivore (FBI), DCSNET, ECHELON, Hepting v. AT&T, IPFabrics, Lawful interception, Magic Lantern, Secrecy of correspondence, Secure communication, SORM (Russia), Surveillance, Telecommunications Intercept and Collection Technology Unit, Telephone tapping, Total Information Awareness, Verint. Das sind _Tonnen_ an Themen, die sich mit totaler Überwachung befassen, jedes einzelne wäre für sich einen Beitrag wert. Wer sich mit CALEA brüstet tut dies nicht zum Vorteil unbescholtener Bürger, die Charta ist eher ein Rückschritt in Sachen Bürgerrechte.

Auf der Seite mit den Verint-Produkten gibt es weitere tolle Programme mit vielversprechenden Namen: STAR-GATE. CYBERVISION. ENGAGE. FOCAL-INFO. Es ist die Werkzeugbox, mit der Geheimdienstprogramme wie PRISM möglich gemacht werden. Sie verstehen sich auf das unentwegte Sammeln von Daten. Sie liefern die Schnittstellen um selbst Filter dafür entwickeln zu können. Es ist ein boomender Sektor und ein lohnendes Geschäft für Verint: Das erst 2002 gegründete Unternehmen machte letztes Jahr einen Umsatz von 848 Millionen US-Dollar. Ende des Wachstums nicht in Sicht.

Wer oft und viel reist wird wahrscheinlich andauernd von Verint-Systemen überwacht: Im Raum Europa, USA, Asien und Pazifik sind Flughäfen von Verint ausgestattet worden, Anlagen an vielen Häfen, öffentliche Verkehrsmittel, Regierungseinrichtungen, mit Schwerpunkt auf Biometrie, Videoanalyse und Nachverfolgung durch Überwachungskameras. Oft auch durch entsprechende Beschlüsse der Regierungen selbst durchgesetzt. (Quelle: siehe Wikipedia-Link oben).

Gespenstisch ist auch, wenn man im Web nach Verint sucht: Außer den offiziellen eigenen Seiten, sowie denen bei Facebook, Twitter, Yahoo, etc. findet man auf der ersten Google-Seite rein gar nichts. Hier scheint irgendwie die Welt komplett in Ordnung zu sein (was nicht zutrifft). Erst auf Seite 3 berichtet ein Blogger über das von mir erwähnte Buch und verweist auf bestimmte Stellen darin. Nur einen Link darunter gibt es den Eintrag bei buggedplanet.info, ein Wiki, das von Chaos-Computer-Club-Mitglied Andy Müller-Maguhn betrieben wird und westliche Unternehmen listet, die Überwachungstechnologie an autoritäre Regime liefern. Weiterzusuchen lohnt ab hier nicht mehr, es sei denn man möchte einen Job bei denen, ein Video sehen oder blödsinnige Produktbeschreibungen lesen.

Mit den News verhält es sich nicht anders: Die erste Seite liefert fast ausschließlich Pseudo-Informationen. Also wie war das Wachstum in dem und dem Bereich, was gibt es Neues von Verint, etc. Nur ein Link erscheint pikant: Dass nämlich die „Tele’Train Software“ aus Amsterdam von Verint gekauft wurde. Das ist jetzt noch keinen Tag her.
Grandios sind auch die deutschen Newsseiten: Es gibt 3! Links. Zwei drehen sich um „Mitarbeiterzufriedenheit“. Einer ist immerhin von heise bzgl. „Neuausrichtung der Kommunikationsüberwachung in der Schweiz“. Ab hier habe ich frustriert aufgegeben nach etwas zu suchen. Wie man sieht wird trotz des größten Geheimdienst-Skandals aller Zeiten und eines mittlerweile 4-5 Jahre alten Buches, wo so oder so alles bereits drin stand, was ab Juni „heraus kam“, auf Verint keinerlei Bezug genommen, nirgendwo.

Nun gut. Schauen wir den Rest des Tages wieder Katzenbilder. Ist ohnehin viel wichtiger.

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prism: powered by narus

Wenn es Massenvernichtungswaffen gibt, dann gibt es auch Massenüberwachungswaffen. Eine der mächtigsten Firmen aus diesem Bereich trägt den Namen Narus, gehört vollwertig Boeing und hat wohl maßgeblich die PRISM-Technologie entwickelt.

Frei nach einem Zitat aus „Reine Nervensache“, wo Robert De Niro auf die Aussage „Alles verändert sich. Wir müssen uns der heutigen Zeit anpassen.“ erwidert: „Sollen wir uns ’ne scheiß Webseite zulegen?“, so hält es auch Narus.

Von Informationen zu deren Top-Massenüberwachungsprogramm mit dem Titel Narus nSystem im Web stammt dann folgende Grafik:

prism: powered by narus

Hier wird alles (ganz gut eigentlich) erklärt: http://narus.com/solutions/narus-nsystem. [via]

Vor dem 11. September war Narus hauptsächlich darauf ausgelegt IP-Netzwerk-Verkehr auszuwerten und zwar aus Gründen für das Erstellen von Rechnungen. Das änderte sich schlagartig, als man nach diesem Tag dann anfing semantische Funktionen zu implementieren, die nur einen Zweck hatten: Überwachung. Da verwundert es auch kaum noch, dass 2004 ein ehemaliger Deputy Director der NSA, namentlich William Crowell, den Chefposten übernahm. Crowell war zuvor für die DARPA (wen sonst) in einer „Anti-Terrorismus-Task-Force“ tätig.

Sehr schön dokumentiert sind auch die „Partner“ von Narus auf deren Website: Firmen wie HP, Dell, IBM gehören dazu. Wenn man dem Geld folgt (und das geht hier mal ausnahmsweise, da Narus immer noch Wagniskapital bekommt), so sind folgende Firmen fest involviert: JP Morgan Partners, Mayfield, NeoCarta, Presidio Venture Partners, Walden International, Intel, NTT Software und Sumisho Electronics. Manche sind sehr bekannt, manche weniger. Man kennt das.

Aufgefallen sind die Big-Brother-Freaks von Narus schon einmal heftigst, es gibt einen kompletten Fall dazu, der sich Hepting vs. AT&T nennt. Das war im Januar 2006. Da ging es um das System NarusInsight (und auch hier gibt es natürlich eine Broschüre). Mit diesem Supercomputer-System sollen sie sich zusammen mit der NSA in das Netzwerk von AT&T gehackt haben und so Zugriff auf VoIP-Daten, sowie Kommunikation von Firmen, Privatleuten und Drittanbietern gehabt haben. Mit Hilfe von AT&T wohlgemerkt(!).

Wer noch einen Beweis dafür sucht, dass der TIAS-Gedanke immer noch existiert, hier ist er. Die zwei Kern-Systeme von TIAS (neben dem ganzen neuzeitlichen Kram wie PRISM) gibt es heute übrigens immer noch: Sie heißen „Basketball“ und „Topsail“ (ehemals Genoa II) und werden von „Crypto City“ aus administriert; so nennt sich das 60-Gebäude-Areal in der Nähe des NSA-Hauptquartiers in Fort Meade.

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internet-steinzeit: powered by telekom

Als ich es das erste Mal hörte, da dachte ich, das ist ein Witz. Inzwischen ist es aber (kommende) Realität und so rückschrittlich, dass man nicht nur den Kopf schütteln kann. Diese Maßnahme ist so dumm wie keine Technikidee zuvor:

Ab dem 2. Mai gibt es für Neukunden der Telekom keine DSL-Flatrates mehr.

Stattdessen, und das ist das nächste Ungeheuerliche, holt man sich dieses gottesdegenerierte Smartphone-Modell: Man drosselt einfach die Geschwindigkeit, wenn eine bestimmte Menge GB erreicht sind (hier die Daten im Einzelnen).

In der Unterhaltungs-Industrie klatscht man sicher in die Hände, Technik-Fans hingegen wissen: Während wir hier noch mit trotteligen ISDN-Datentarifen im Internet unterwegs waren, war in Südkorea schon der VDSL-Ausbau im vollen Gange. Das Internet war einer der Motoren überhaupt, der Südkorea zur modernsten Nation der Welt gemacht hat.

Deutschland, echt. In Zukunft wird es für die New Economy noch schwerer. Denn leider gehören eben der Telekom die meisten Leitungen. Da hilft auch das derzeit gern genommene Argument nichts, „ha, dann wechsel‘ ich einfach den Provider!“ Das wird oft nicht gehen: Da werden sich andere Provider dran halten müssen, ob sie es wollen oder nicht. Ihr werdet schon sehen. Es sei denn sie bauen ein eigenes Netz auf, wo sie aber auch von der Telekom abhängig sind; ein Teufelskreis.

Man kann gar nicht aufhören aufzuzählen, wie dumm diese Maßnahme ist:

– die Telekom gesteht sich selbst ein, dass sie den Ausbau der Netze verrafft hat
– dass man einfach ein Modell aus dem Segment der Smartphones übernimmt, anstatt hier selbst kreativ zu werden und sich etwas einfallen zu lassen, zeugt von absoluter Unfähigkeit
– wenn man den DSL-Standard derzeit als das Maß aller Dinge nimmt, wo bleibt die Innovation in diesem Bereich für die nächsten Jahre?
– soll es das gewesen sein bis in alle Ewigkeit?
– denken die echt, 2100 wird man immer noch DSL oder VDSL nutzen?
– was treiben die dort den ganzen Tag in den F&E-Abteilungen??

Nee, mir fällt dazu auch gar nichts mehr ein.

Im Prinzip zeigt die Telekom, die ja so jung & frisch und attraktiv wirken will, hier nur ihr wahres verkrustetes, engstirniges und verzogenes Gesicht. Wäre ich zuversichtlich und hätte noch einen letzten Tipp, bevor es zugrunde geht mit dieser komischen Firma, würde ich sagen: „Leute, Arsch hoch, rüstet eure Netze auf und macht sie fit für das kommende Jahrhundert!“ Doch das hat sich wohl erledigt. War besser so! R.I.P. Telekom! Auf Nimmerwiedersehen. Schwachmaten-Klitsche.

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