Von den unzähligen „sozialen Netzwerken“ unterstützt Spiegel Online standardmäßig nur drei: Natürlich das völlig unnütze und von Anfang an pathologisch überschätzte Twitter, den Monopolisten Facebook, sowie das mittlerweile visuell ansprechende und dennoch irrelevante Google+. Das war’s.
Doch obwohl es nur drei Netzwerke sind, wurde man von Beginn an von insgesamt acht(!) Buttons belästigt:
Drei links bei den Eigenschaften des Artikels, wo Angaben wie das Datum der Publikation gelistet sind. Zudem drei unten am Ende jedes Artikels, die wiederum von einem ganz kleinen „+“ begleitet werden, wo, allerdings nur wenn man auch selbst aktiv wird, weitere sechs Netzwerke gelistet sind, davon nur zwei deutsch.
Tja, und dann hat jeder Autor, natürlich, ist ja das Wichtigste heute, auch noch einen eigenen Twitter-Account. Was sie als seriöse Vertreter ihres Fachs bereits disqualifiziert. Hier _muss_ selbstredend zwingend noch ein solcher Autor-Profil-Button über den oben erwähnten Artikelende-Schaltflächen angebracht werden.
Wer jetzt dachte, dass es wohl reicht, der irrt.
Ebenfalls links neben den Artikeln findet man, zum dritten Mal, einen Facebook-Gefällt-Mir-Button. Dieser Button gehört sogar zu einer noch viel größeren Box, eine Art Ausschnitt der Fanseite der entsprechenden Rubrik beim Gesichtsbuch.
Ihr werdet mir nun zustimmen müssen, dass man durch diese Faktenlage allein zu folgendem Schluss kommen muss: SPIEGEL ONLINE lutscht sehr gerne Social-Network-Schwänze.
Und dass ihnen das ungeheuer wichtig ist, also dieses Schwanzlutschen mit allem was dazugehört, sind sie erst vor kurzem noch einen Schritt weiter gegangen.
Das ist wirklich unfassbar, aber bereits umgesetzt:
Sie haben einfach nochmal drei weitere Buttons eingebaut. Der selben überrepräsentierten Netzwerke. WHAT. THE. FUCK.
Das haben sie nun auf eine Weise gemacht, die die bisher penetranteste ist: Scrollt man als Leser nach unten, um einen Artikel ganz zu lesen, poppt plötzlich von unten eine Leiste auf. Kein. Witz. Diese Leiste geht nicht mehr weg, es sei denn, man klickt auf ein kleines „X“. Nach jedem Reload der Seite, sowie beim Lesen eines anderen Artikels, erscheint diese Leiste erneut.
Fassen wir also zusammen: Für die drei weltweit bekanntesten sozialen Netzwerke findet man nun ingesamt 9 Buttons auf einer(!) einzigen HTML-Seite. Addiert man die zwei optionalen für die Autoren und die Rubrik-Fanseiten hinzu, sind es sogar 11.
Pikant ist ebenfalls folgender Fakt: Ich hatte ja weiter oben bereits erwähnt, dass man selbst aktiv werden muss, um auch zwei kleine Buttons deutscher Netzwerke sehen zu können. Davon ist Xing definitiv relevant, und die VZ-Verzeichnisse niemals. Ein sehr bekannter Dienst aus DE ist aber Mr. Wong aus Bremen, der ebenfalls komplett ignoriert wird wie Wer kennt wen aus Köln. Das selbe trifft auf StayFriends aus Erlangen zu.
Ich weiß nicht wie du das siehst, werte Leserin/werter Leser, doch für ein so häufig besuchtes „Nachrichtenportal“, das seinen Sitz in Hamburg hat, erwarte ich, dass man solche Dienste wenigstens berücksichtigt. Schließlich werden hierzulande StayFriends und Werkenntwen häufiger genutzt als Twitter.
Dieser Social-Network-Hype war gequirlte Kacke von Anfang an. Von Beginn an hatte außer den bestens finanzierten und durch massenhafte Marketing-Manipulationen hervorragend platzierten Diensten aus den USA niemand eine Chance. Wir leben aber leider nun in einer Realität, in welcher diese Dienste von sehr sehr vielen Menschen genutzt werden. Das ist einfach so und sich komplett dagegen zu sperren würde nichts nützen. Man kann aber, verfickt nochmal, zumindest schauen, dass sich die Unterstützung für diese Dienste IM RAHMEN HÄLT. Es bringt nichts EINEN BESUCHER EINER WEBSITE MIT BUTTONS ZU MALTRÄTIEREN, die sich in der Funktion IN KEINSTER WEISE UNTERSCHEIDEN. Zumal hier der lokale Support für alternative Dienste aus DE (und die gibt es tatsächlich, mit einem Bekanntheitsgrad, der auch den „Experten“ bei SPON vertraut sein dürfte) völlig vernachlässigt wird. Das ist, so dumm es den Idioten erscheinen mag, noch wichtiger, seit die Öffentlichkeit von Geheimdienstprogrammen wie PRISM oder Tempora weiß.