die fbi-akten zu nikola tesla

[Verfasst in KW 42 2016]

Ende September wurden die FBI-Akten von Nikola Tesla für die Öffentlichkeit freigegeben. Insgesamt 354 Scans(!), aufgeteilt in drei PDFs zum Download.

Was zuerst spannend wirkte entpuppte sich beim Durchlesen als graue Schlapphut-Dokumentiererei, wo man sich 73 Jahre, nachdem diese Akten angelegt wurden, fragt, wie langweilig eigentlich der Job eines Agenten des FBI sein muss.

Nikola Tesla, und auch sein Neffe Sava Kosanovich, kommen in diesen Dokumenten nicht wirklich gut weg. Im Laufe der Zeit wird Kosanovich gar zum Opfer der Hexenjagd der McCarthy-Ära, wozu er, ich spekuliere, wahrscheinlich nicht einmal was dafür konnte. Er kam eben einfach aus dem „falschen“ Land.

Auch dieses ständige Herumreiten auf Teslas Idee des „death ray“, was er eigentlich „Teleforce“ nannte und womit es möglich sein sollte, ein Land gegen jedweden Angriff aus der Luft zu schützen, zeigt das doch sehr einseitige Interesse des FBI an den Inhalten der Themen des genialen Erfinders, dem wir solche wichtigen Erfindungen wie den Wechselstrom verdanken.

Damit sich niemand mehr die Mühe machen muss einzuschlafen bei der Lektüre, habe ich hier meine Lesezeichen mit Seitenangabe zusammengefasst. Es soll als Grobabriss genauso dienen wie als Schnellübersicht, worum es hier drin geht. Diese Liste ist rein subjektiv, ich denke es lässt sich trotzdem etwas damit anfangen, schon alleine als Grobüberblick. Viel Spaß:

  • Seite 33: Tesla’s Edison-Medaille, der einzige Beweis für Tesla’s Verdienste für seine Wahlheimat USA, ist verschwunden
  • Seite 45: „innerhalb weniger Jahre hat sich die Geschwindigkeit des Lebens des halben Erdballs von einem Krabbeln in einen schnellen Gallop gewandelt – und seitdem immer mehr an Fahrt dazugewonnen“ – Auswirkungen von Teslas Verkauf des Patents an Wechselstrom 1888 und der Bau des Kraftwerks an den Niagara-Fällen 1895
  • Seite 97: „…noch vor 1900 war es ihm [Tesla] möglich, Tausende Watt elektrischen Stroms zu einem beliebigen Ort der Erde zu bringen, und das auch noch OHNE LEITUNGEN…“
  • Seite 130: Erwähnung des Begriffs „electronic warfare“, also „elektronische Kriegsführung“. Bezugnehmend auf Teslas Kraftwerk, was in der Lage gewesen sein soll, durch elektromagnetische Wellenübertragung durch Radiowellen eine Straße in 175km Entfernung zu erhellen
  • Seite 150: Erwähnung des „Tesla Set“, was bereits 1950 in der Lage zu „interplanetarer Kommunikation“ gewesen sein soll. Doch damit nicht genug: so stünden „Tesla-Ingenieure bereits in engem Kontakt mit Alien-Raumschiffen“
  • Seite 176: Erwähnung einer von Tesla’s größten Visionen, die er leider nie umsetzen konnte: „die gesamte Maschinerie der Welt wird mit freier Energie betrieben werden“
  • Seite 180: der Rest seiner Apparaturen, die man nach seinem Tod fand, eine zufällig geordnete Liste
  • Seite 186-197: Liste von ca. 70 Kontakten, mit denen Tesla verkehrte und einem kleinen Memo, wer diese genau sind. Wie und warum das FBI diese Leute überhaupt so gut kennen konnte spricht eigentlich für sich
  • Seite 206: Errichtung einer Statue für den großen Erfinder. In der Rede wird erwähnt, dass Tesla mit gerade einmal 4 US-Cent nach New York kam, mit 37 Millionär wurde und mit 88 Jahren alleine und mittellos starb
  • Seite 210f: hier ist alles komplett geschwärzt, keinerlei Inhalte lesbar
  • Seite 223: Denunzierungen von Teslas Neffe Sava Kosanovich. McCarthy live…
  • Seite 246: historischer Kongress der 15 Millionen Menschen in den USA mit slawischen Wurzeln und deren Motive: „wir repräsentieren 200 Millionen Menschen weltweit mit slawischen Wurzeln, die in einem Kampf auf Leben und Tod mit Nazi-Versklavern stecken“
  • Seite 247: Ort des Kongresses – ein Tempel der Freimaurer
  • Seite 248: 2 Informanten des FBI anwesend bei diesem Kongress
  • Seite 264: ganz unten rechts ist zu lesen, warum Tesla nie geheiratet hat: „er dachte, ein Wissenschaftler muss frei bleiben von persönlichen Beziehungen, die nur unzulässig anspruchsvoll sind“
  • Seite 268-273: „ob wir den Dritten Weltkrieg vermeiden können weiß ich nicht. Doch weiß ich dies: dass, wenn wir nicht versuchen ihn zu verhindern, ist heutzutage nichts mehr wert zu versuchen“ – Zitat und Artikel hier von Louis Adamic
  • Seite 274: „die irischen und deutschen Elemente waren es 1776, diese großen „ausländischen“ Kräfte, die das Rückgrat bildeten von George Washingtons Armee der Revolution“
  • Seite 293: der „interplanetarische Newsletter“. Man liest oft von niederem Fußvolk, die Tesla nur aufgrund bestimmter Themen folgten, dieser Newsletter ist eines der Produkte solcher Leute. In den meisten Fällen verstanden sie nicht, was Nikola Tesla eigentlich wollte, vermutlich wissentlich und willentlich. Sie schadeten seinem Ruf sehr mit solchen Aktionen
  • Seite 294: „Weltraummenschen sagen: spirituell müssen wir als Menschheit potenter werden um den Planeten gegen die dunklen Mächte verteidigen zu können“ – generell eine Aussage mit einer positiven Grundmitteilung, nur wie diese Nachricht „empfangen“ worden sein soll ist eben völlig hanebüchen
  • Seite 294: „Weltraummenschen sagen: wir sind zu faul“
  • Seite 309: monatliche Zahlungen von 1250$ für die Aufrechterhaltung aller serbischen Zeitungsblätter bis auf eine („Srbobran“)
  • Seite 331: ganz unten – Tesla glaubt _nicht_ an die Existenz atomarer Energie
  • Seite 336: „death ray“ sei die einzige „Verteidigung gegen atomare Angriffe“
  • Seite 251: „Nachrichten über fliegende Untertassen und planetarische Kommunikation schaden dem Genius und Ruf von Nikola Tesla“ – Zitat Peter Savo
  • Seite 253: „teleforce“ – die eigentliche Bezeichnung der „death rays“

Wie man unschwer erkennen kann hält sich das Berichtenswerte der vielen veröffentlichten Akten in Grenzen. Der Großteil der ersten 250 Seiten, wo man sich schwer durchkämpfen muss, ist das traurige Protokoll des FBI sich der Anschuldigung zu erwehren, die Behörde, und nicht Alien Property Custodian, hätte sich als Erste am Ort von Teslas Tod durch seine Sachen und seinen Tresor gewühlt. Auch die vielen folgenden Scans aus Büchern früher Biografien des Erfinders zeigen, dass das FBI nicht wirklich daran interessiert war, oder schlicht nicht genau wusste, mit welchem prominenten Toten sie es hier eigentlich zu tun hatten.

Ferner liegt der Schwerpunkt zum einen auf der Überwachung von Sava Kosanovich, Teslas Neffen. Kosanovich sollte der wichtigste Akteur im frühen Verwalten von Teslas Nachlass werden. Als sein Neffe und Politiker gelang ihm auch die Rückführung vieler persönlicher Gegenstände nach dem damaligen Jugoslawien. Dass gerade Kosanovich es ist, der im Laufe der Zeit protokollarisch denunziert und als Opfer der Hexenjagd auf Kommunisten der McCarthy-Ära endet, ist ein gutes Beispiel für die Verrücktheit der späten 40er- und gesamten 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts.

Der zweite Schwerpunkt liegt ganz klar auf der militärischen Verwendung des „Teleforce“, bzw. von „death rays“, wie es hier gerne genannt wird. „Teleforce“ wird als das Allheilmittel betrachtet, was Luftverteidigung betrifft, ja es wird sogar behauptet es könne atomare Angriffe blocken, was selbstredend eher eine verzweifelte Hoffnung darstellt. Eines von Teslas wichtigsten und am härtesten ignorierten Themen, die „Freie Energie“, wird nur beiläufig erwähnt. Überhaupt scheint sich das FBI um die technischen Errungenschaften und Ideen von Nikola Tesla genauso wenig zu interessieren wie um deren Umsetzbarkeit. Diejenigen, die sich dafür interessierten, sind meist Biografen oder Autoren.

Fazit: man bekommt weniger Einblicke in Teslas Welt der Ideen und Erfindungen, als in die tägliche Arbeit des FBI. Das Ergebnis kann man gerne für sich selbst sprechen lassen, wie ich finde. An vielen Stellen liest man auch, Tesla sei gegen Ende des Lebens ein schusseliger alter Mann gewesen, der nur noch darauf Acht gegeben haben soll, dass man Tauben füttert. Halten möchte ich es hier wie Peter Savo, der Mann hat es bereits auf Seite 251 erwähnt: „Nachrichten über fliegende Untertassen“ und „Kommunikation mit Raumschiffen fremder Spezies über Radioempfänger(!)“ sind genau die Themen, die eben nicht aufzeigen, was für ein genialer Erfinder und seltener Mensch Nikola Tesla war. Das so zu betrachten schadet nicht nur seinem Ruf, sondern zeigt, wie dumm und überflüssig die Welt bereits um 1940 war. Leider hat sich daran bis heute sehr wenig geändert. Besser geworden ist man hingegen in der Vermarktung eben genau solcher zweifelhaften Themen, ja man hat es sogar geschafft eine ganze Industrie drumherum aufzubauen, eine „Welt des Entertainment“(C)(TM). Mit Alien-Radioempfängern in Kuchenform, die man bestimmt bald auf Kickstarter finanzieren können wird und die dann von McDonalds aufgekauft werden, ähnlich dem Schicksal der Oculus Rift.

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